Heimkehr
© Marten Petersen 07. Juli 2011

Erstmals hatten wir unsere Katze mit in den Urlaub genommen. Nach zwei Wochen nahm sie traurig Abschied vom neuen und inzwischen lieb gewonnenen Terrain und kam nur widerstrebend in das luxuriöse Katzenheim, das wir mit viel Liebe und für viel Geld ausgesucht hatten. Mehr als ein Quadratmeter steht ihr zur Verfügung, welche Legehenne kann das schon von sich behaupten? Ein Wohnraum, ein Klo und ein Esszimmer nannte sie nun ihr Eigen. Fenster rundum, quasi Panoramablick, war eine Selbstverständlichkeit in dieser Luxusvilla. Wegen der Größe konnten wir natürlich nicht das gesamte Gepäck im Kofferraum unterbringen. Daher musste noch eine Dachbox angeschafft werden. Was tut man nicht alles für das geliebte Tier!
Aber nun zur Rückfahrt von unserem schwedischen Zuhause nach Norddeutschland.
Die Katze hat sich brav angestellt, sich bald nach der Abfahrt eingerollt und während der ersten Stunden der Autofahrt überwiegend gepennt. Wir glauben, dass dies die Folge der in homöopathischen Dosen verabreichten Beruhigungsmittel ist. Im Vorwege haben wir uns vielfach informiert und sind letztendlich dem Rat gefolgt, Miniaturpillen mit Bachblütenextrakten zu verabreichen. Etwa stecknadelgroß haben wir sie unter das Futter gemischt und konnten auf diesem Wege die extreme Abneigung gegen alles Neue, Unbekannte im Leben unserer empfindsamen und hochsensiblen Katze überlisten. Sicherlich taten auch unsere beruhigenden Worte – was redet man nur für einen Unsinn, wenn man mit Tieren spricht – ihres dazu. Allerdings meldete sie sich immer dann, wenn wir wegen einer Kurve, einer Abbiegung oder einem der unzähligen Kreisverkehre das Tempo drosseln mussten. Ein Miauen begleitete die Fahrt durch den Kreisel.
Auf diese Weise kamen wir recht entspannt durch Südschweden und über die dänische Insel Seeland. Auf Fünen aber wurde alles anders. Unsere Katze wurde wach, meldete sich erst mit leiser, dann immer lauterer Stimme zu Wort, um zum Schluss mit vollkommen veränderten, aus großen Tiefen kommenden Lauten Angst und Schrecken im Auto zu verbreiten. Wir ahnten, was sich da anbahnte. So hörte es sich an, wenn Katze starke Blähungen und länger anhaltende Verstopfung hatte. Wer von uns Menschen kennt es nicht beim Ortswechsel? Der regelmäßige Stuhlgang stellt sich meist erst nach Tagen ein. Warum sollte es dem Tier anders ergehen? Das Gejaule hielt geschlagene zwanzig Minuten an. Dann lösten sich die Blähungen – wir waren mittlerweile auf dem jütländischen Festland angekommen – explosionsartig in einer übergroßen Stinkbombe auf. Die Folgen dieser Entladung waren für uns natürlich gravierend: Wie will man bei fast vollständiger Besinnungslosigkeit und stark beschlagener Frontscheibe ein Kraftfahrzeug einigermaßen verkehrssicher lenken? Und das bei prasselndem Regen auf einer nächtlichen Autobahn? Aber es war nicht nur der bestialische Gestank, der uns zu schaffen machte, sondern die im ganzen Fahrzeuginneren herumfliegenden grau-weißen Teilchen. Die Katze hatte sich nämlich alle Mühe gegeben, ihre Hinterlassenschaften unterzubuddeln. Später sollte ich einige Teile des Granulates am Boden meiner Bordkaffeetasse wieder finden.
Daher steuerten wir die nächstbeste Raststätte, den kompletten Katzenzwinger aus dem Auto gehoben, in das Raststättenklo – genauer: das geräumigere Behindertenklo – getragen, uns dort eingeschlossen und das gefüllte Katzenklo aus dem Käfig geholt. Den verseuchten Inhalt – das schon beschriebene Granulat und einige bratwurstähnliche Ergebnisse der Anstrengungen unserer geliebten Katze – haben wir ohne vorherige Einholung einer staatlichen Genehmigung zur Entsorgung verseuchten Sondermülles in einer Abfalltonne deponiert. Die Größe der Tonne war ausreichend.
Danach konnten wir unsere Fahrt nach wiedergewonnener Zurechnungsfähigkeit – die Wolken im Gehirn hatten sich aufgelöst – gen Süden fortsetzen.
Zu Hause entließen wir die Katze aus ihrer vorübergehenden Wohnung. Einige Minuten lief sie leicht orientierungslos im Garten herum – eine Folge des eigenen Giftgasanschlages oder des Ortswechsels? Oder nur Glück? Dann fing sie sich und nahm stolz ihr angestammtes Revier wieder in Beschlag.
Für den Auslandsurlaub hat sie sich dann tagelang durch übermäßige Anhänglichkeit bedankt.
:::::::::::::::::::::::::
Übrigens ist meine neue Anthologie erschienen:

http://autorenwerkstatt.de.tl/Anthologi ... Genuss.htm

_________________
Ferien in Småland: http://www.ferienhausmiete.de/ferienhau ... j_nr=34130
www.wikingerabenteuer.wordpress.com

Herrlich!

kann ich gut nachvollziehen das mit der Stinkbombe, wir haben auch zwei Kater.

_________________
vänliga hälsningar

från
Bernhard
www.granitzferien.de

Oh nein - wie schlimm!! Die arme Katze und die armen Menschen

Sehr lustig und anschaulich be- und geschrieben

_________________
Lisa

Erde zum Mond: "Ich habe den homo sapiens."
Mond zur Erde: "Das geht vorüber."

Klasse und kommt mir sehr bekannt vor. Mein Kater ist ungern in´s Auto "gestiegen", weil er offenbar jedes Mal dachte, es geht zum Tierarzt - da half auch kein Gespräch...

Hexenhäuschen

Herrlich zu lesen , danke dafür

_________________
Det ska va gött å leva annars kan det kvitta....
http://www.youtube.com/watch?v=E0Aj37ml8QI
Signatur ©

Oh je - Ihr Armen!

Wir haben eine kleine Mischlingshündin, die uns schon mehrmals in unseren Schwedenurlauben begleitet hat. Sie macht das immer super mit, ist einfach froh ihr "Rudel" um sich zu haben.
Und sie bekommt vor der langen Autofahrt nur eine Mini-Ration zu fressen, in den Pausen dann Wasser + Leckerkies. Das klappt hervorragend. Das Futter nehmen wir immer aus Deutschland mit.

Hälsningar
3.biker